Norge

Norge

Donnerstag, 3. Juni 2010

Tag 10: Der Tag der ersten Male







Bin heute morgen aufgewacht ich hätte jedoch nicht gedacht, dass dies ein, um es mal vorsichtig auszudrücken, sehr erlebnisreicher Tag wird. Es hat ziemlich gestürmt  und ich dachte: Na toll, das wird wohl wieder nix mit der Waltour. Bevor wir alles wieder umsonst  zusammen packen, riefen wir im Walzentrum an, um sicher zu gehen.  Und tatsächlich sagte mir die nette junge Dame vom Empfang, der Kapitän habe entschieden, heute geht es los.

Also sofort aufstehen, duschen  (Vielleicht mal wieder die letzte Chance für die letzten Tage),

Schnellfrühstück ( bestehend aus Müsli mit frischer Milch, was auf so einer Reise purer Luxus ist, danach die restlichen Nudeln mit Spinat und Sauce Bernaise von gestern Abend, denn die müssen ja gegessen werden. J )

Dann zusammenpacken, kurz die Hütte durchfegen und losdüsen.   Wir hatten immernoch einigermassen Zeit fuhren jedoch trotzdem etwas zügiger, um ja nicht zu spät zu kommen.

Die Küstenstrassen auf den Westeralen und Lofoten sind ja wirklich traumhaft, nur die Reifen nützen sich sehr schnell ab auf dem norwegischen Asphalt. 

Scharfe Kurven gibt es übrigens auch.  Und genau solch eine wurde dem Thomas zum Verhängnis,  als er so träumend vor sich hin fuhr, anscheinend nicht konzentriert genug, übersah er eine dieser 90 Grad- Kurven und die lässt sich nunmal nicht mit vollem Gepäck mit 90 km/h durchfahren.  Nachdem er alles motorradfahrerische Können und Geschick aufgebracht hatte und versucht hat, auf der äussersten Rille und am linkesten Strassenrand doch noch auf der Strasse zu bleiben, hat es dann doch nicht ganz gereicht, das Hinterrrad rutschte weg, die Maschine stellte sich jedoch  nochmal auf, warf den schweren Thomas im hohen Bogen ab (klassischer Highsider für die Motorradfahrer)  , überschlug sich einmal und blieb liegen.

Der Thomas war nicht  mehr zu sehen, denn er flog/rutschte weiter ins Gebüsch und einen kleinen Absatz hinunter. Somit hatte ich wenigstens bereits einen der berühmten fliegenden Wale gesehen.

Dass ich das Ganze eher lustig darstelle, ist nur im Nach hinein machbar, denn der Schreck saß auch bei mir tief, und das einzige Glück war, dass kein Auto entgegen kam.

Ich stellte also schell die Machine ab, rannte über die Strasse, fand jedoch niemanden.

Der ehemalige Pilot der Reise-BMW kletterte grade wieder aus den Büschen und sagte nur:  „Alles klar, ick hab ja Muskelkleid…“   Puh, ich war erleichtert.  Nach dem Systemcheck (schauen,  ob alle Gelenke und Knochen funktionieren, blieb nur ein leicht schmerzendes Handgelenk zurück)

Also Maschine anschauen. Der Vorbau war etwas verbogen, der Lenker krumm, der Blinker hing herunter und Gras war in  allen Ritzen aber ansonsten kein nennenswerter Schaden.  Diese Enduros halten echt einiges aus.   Nachdem Tom sicher war, dass mit ihm wirklich alles ok war, prüften wir die Bremsleitungen , alle wichtigen tragenden Teile und fuhren weiter, um vielleicht das Walbeobachtungs-schiff doch noch zu erreichen, sonst wäre ja alles umsonst gewesen.

 

Wir kamen am Stützpunkt der Gesellschaft an, jedoch war alles ausgeflogen.  Also weiter zum Hafen und dort lag das Schiff noch, alle Passagiere an Bord, alle schön brav in einer Reihe sitzend. 

Nach der Frage, ob wir noch an Bord kommen dürfen und einem Zeigen auf die lädierte BMW, wurden wir freundlich an Bord gebeten. Bezahlt und gebucht hatten wir ja.  Bei nun schönstem Sonnenschein legte  das ehemalige Fischerboot ab und steuerte aufs offene Meer hinaus. Die Wellen schaukelten das Schiff ordentlich durch und die Papiertüten lagen nicht nur zur Zierde aus. Wir haben von unserem Campingplatz-besitzer den Tip bekommen uns während der Fahrt möglichst auf eines der oberen decks zu begeben um nicht zu viel Mageninhalt anderer Mitfahrer abzubekommen.

Auf dem obersten Deck neben dem Kapitän hatten wir die beste Sicht.

Wir fuhren etwa 1 Stunde raus zu der in Bericht „Tag 9“ beschriebenen Schelfkante, wo der Kapitän dann  seine Kopfhörer aufzog, um die Klicks und Gesänge der Wale zu belauschen. Diese Geräusche wurden auch per Lautsprecher übertragen, damit wir auch was davon mitbekamen. Das war echt beeindruckend

Er navigierte nach den  Geräuschen der Wale.  Pottwale senden, um ihre Beute zu suchen eine Art Ultraschall aus.  Für unser Gehör ist das nicht zu hören, jedoch für andere Tiere durchaus.  Die Klicklaute sind so laut, dass Fische davon betäubt werden.  Bis zu 250 DB  (Ein Flugzeug startet etwa mit 140 DB  !!)

Bald war am Horizont bereits die Blasfontäne des ersten Wals auszumachen und wir fuhren in die Richtung.  Tatsächlich war die Kante unter Wasser sogar leicht zu sehen an den Veränderungen der Wellen.  Das Wasser wird hier etwa 500 m tief. Wir hatten also Glück, hier bereits Wale zu sehen, denn hier müssen sie nicht so lange tauchen.

Die Pottwale hier sind durchaus 20 m lang.  Wenn sie nach etwa 30 min.  (bis 1h) Tauchzeit an die Oberfläche kommen, liegen sie einfach im Wasser und atmen.

Sie haben dann so lange nicht geatmet, dass sie sich laut den Forschern dann  sogar auf das Atmen konzentrieren müssen.   Das geht 10 min, dann tauchen sie indem sie ihre Schwanzflosse in die Höhe strecken um danach mit 300m  / min  in die Tiefe gleiten.

Hier in Nordnorwegen sind nur Männchen anzutreffen.  Die Weibchen, die übrigens viel kleiner sind, nur ein Drittel des Gewichts eines Männchens ausmachen, bleiben das ganze Jahr in wärmeren Gewässern und warten, bis die  Männchen vollgefressen nach durchschnittlich 27 Jahren zurückkehren und attraktiv (gross und dick) genug für die Paarung sind. Sie haben bis dahin nichts anderes getan als gefressen.

Als der erste Wal in etwas Entfernung in Sicht kam, ging der Captain auf volle Kraft richtung Wal und wir kamen rechtzeitig dort an um ihn atmen  zu sehen, bevor er die Schwanzflosse in die Höhe strecken konnte und abtauchte. 

Während wir den Wal beobachteten, erstarrten alle in einer ehrfurchtsvollen Stille.  Der Wal war so nah, dass wir ihn sogar atmen hören konnten.   Es war eindrucksvoll.

Auf diese Art konnten  wir noch 5 weitere Wale beobachten, doch nur noch 1 mal so nah.

Dann fuhren wir langsam wieder in richtung Hafen und wurden mit heisser Suppe verköstigt.

Sogar bei Sonne kühlt man auf See ganz schön aus.

Tom merkte dann doch, dass die ersten leichten Beschwerden des Unfalls hochkamen und dass alles so ein bisschen verspannt war.  Er hatte mal wieder Muskel…

An Land angekommen, bogen wir die restlichen Teile der BMW wieder hin, reparierten den Blinker und fuhren los, um noch ein paar km an dem Tag zu schaffen. Es folgte der erste Nachtritt im ströhmenden Regen über die Lofoten.  Diese konnten wir dadurch leider nicht genug geniessen.  Wir erkannten aber, dass es dort so schön ist, dass wir Beide irgendwann irgendwie mal wieder hierher kommen werden. Tom plant immer schon die nächsten Ziele mit dem WoMO und seiner Angela.

Das weitere erste Mal des Tages war die Erkenntnis, dass norwegische Polizisten sogar bei Nacht und ströhmendem Regen mit der Radarpistole unterwegs sind und dass 13 km/h zuviel 2900 Kronen / ca. 300 € kosten… naja, mal sehen, wie die Abkommen zwischen Norwegen und Deutschland sind.

Am Fährhafen um 00:00 angekommen, mussten wier leider feststellen, dass das Schiff, das wird geplant hatten um 00:15 nicht fuhr sondern erst am nächsten Morgen…

Tja, blöd, also standen  wir da, leicht frierend, alle Klamotten etwas klamm.

Und um diese Zeit war sicher kein trockener Schlafplatz in Form einer kleinen Hütte mehr zu ergattern.  Also in der Nässe das Zelt aufbauen oder unter dem Dach vor einem Cafe nächtigen bis um 07:oo die Fähre startet… letzteres kam uns trockener und einfacher vor, wenn auch ziemlich landstreichermässig…naja, gehört eben zu so einem Trip dazu.

So ein warmer trockener Schlafsack ist goldwert und manchmal das Letzte, was bleibt..

3 Kommentare:

  1. Hallo Jens,

    viele Grüße aus dem sonnigen Burladingen.
    Bei fast 30 Grad fällt uns das Arbeiten nicht leicht, da wir ja wie du weißt keine Klimaanlage im Büro besitzen !!

    Aber wir sind ja keine Jammerlappen wie du!!:-)

    Wir wünschen dir noch eine erfolgreiche und schöne Reise.

    Viele Grüße aus Burladingen

    Deine Kollegen von der Barth Spedition

    Charly, Mike, Sevan, Martin O., Martin W., Manfred, Philipp

    AntwortenLöschen
  2. Hey Jungs,

    Freut mich von Euch zu hören!! Wir haben hier jetzt auch schönes Wetter und im Gegensatz zu Euch Sonne rund um die Uhr... >:-)
    Bis bald und haltet die Ohren steif, auch wenn es nicht leicht ist, ohne mich!! :-)
    P.S. Wenn Ihr wollt, gibt es wieder nen guten Diavortrag, wir haben GEO-reife Bilder gemacht!

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Jeans,
    Wale gibt es auch in Südspanien! In der Straße von Gibraltar tummeln sich einige Wale herum... Als wir neulich "Wale guggen" waren gab es Grindwale und Tümmler zu sehen.

    Machets guad,
    Pepe

    AntwortenLöschen