Norge

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Montag, 31. Mai 2010

Tag 5, der Tag des Todes

Am nächsten Morgen schlafen wir bis 10:00, frühstücken, packen alles zusammen, da fällt mir auf, dass mein Reifen ziemlich platt aussieht..was ist denn da wieder passiert ?

Naja, nützt ja nüscht, wie der alte Onkel Tom immer zu sagen pflegt, also Vorderrad raus und Ersatzschlauch rein. Dabei klemmen wir den wohl trotz aller Übung, die wir inzwischen haben, in der Eile ein und zerstören den auch noch.  Ich bin ziemlich genervt. Grade war ich beim Campingplatzbesitzer, um ihm zu sagen, dass wir noch etwas länger brauchen, der reagiert aber etwas komisch und zeigt mir den Vogel.  Das trägt nicht gerade zu guter Laune bei.  Ich merke gleichzeitig, dass mir der Stress in F-Ennery während des letzten Jahres ganz schön an Nerven gekostet hat und dass ich wohl noch ein paar Tage brauch, um mich wieder auf Normalniveau herunter zu fahren. Ich steh irgendwie immernoch unter Strom und hab noch nicht komplett auf Urlaub umgestellt. Onkel Tom bleibt ruhig, flickt den Schlauch und wir bauen ihn wieder ein.  Los geht’s.

Ein ereignisreicher Tag folgt, jedoch im positiven Sinne.

Wir halten irgendwo in Nordfinnland an einem kleinen Laden, Tom kauft ein paar Vespersachen und wir essen an den Motorrädern vor dem Laden.

Da fährt ein Motorradreisender auf einer BMW 1200 GS vorbei, ziemlich gut ausgerüstet, nach 200 m überlegt er es sich anders, kehrt um und kommt zurück.  Ein Zimmermann aus Ostdeutschland,Nähe Plauen. Martin, seit 5 Wochen unterwegs über Litauen, Karelien und nun Finnland, unterwegs zum Nordkap und weiter nach Gibraltar. 4 Monate insgesamt.  Er fühlt sich etwas allein und schliesst sich uns an.   Wir fahren im Dreiergespann, zügig voran, immer an der erlaubten Geschw.-Grenze versteht sich… ;-)

Es geht nach Lappland, die Vegetation ändert sich, es wird nördlicher, karger, wir sehen die ersten Rentiere, Sandboden, Forchen, Birken,  Flechten, sonst wächst nicht viel.  Sogar ein junger Elch flüchtet vor uns in den Wald.   Nach dem toten Reifen sollte leider auch noch durch meinen Honda-bug ein grosser Schneehase den Tod finden. Ich konnte nicht mehr reagieren und er hat nicht mit der dicken Honda gerechnet..tut mir leid.es wird merklich kühler, die ersten Schneefelder liegen am  Strassenrand, Lappland, wie man es sich vorstellt. Rentiere, tiefstehende Sonne bis spät in den Abend hinein, ein paar vereinzelte Hirtenhütten, glitzernde Tauwasserbäche, das Land der Samen (Ureinwohner von Lappland)

Wir machen tolle Bilder und Fahrfilme.  Zu dritt ist noch etwas mehr Action dabei.

Als Belohnung wird die Strasse 955 kurz nach kiistala zu einer  top gepflegten Schotterpiste, auf dem das Enduroherz zu schlagen beginnt.    Bei 100 km/h  mit dem schwimmenden, schweren Heck der Afrika Twin zu driften und den V-2 unter sich brummen zu hören ist einfach das Grösste und erinnert an Sibirien, jedoch schöner hier.  Bei Pokka wird die Strasse dann plötzlich wieder geteert.

Kurz vor Pokka steht dann plötzlich ein Saab mit qualmendem Motor am Strassenrand.  Ein dickes, schwedisches Paar steht daneben und grinst, es wird auch klar warum, sie sind besoffen. Im Auto liegen einige Bierdosen…

Nachdem ich mir den Motorrauum ansehe, entdeckt Tom die riesige schwarze Lache unter dem Auspuff.  Tja, der Motor ist wohl komplett zerstört.  Das versuchen wir dem Paar klar zu machen, aber die sind zu besoffen. Ich kann mich auf norwegisch mit ihnen unterhalten  aber der Alte setzt sich wieder in das Auto und lässt den Anlasser noch ein bisschen orgeln..nur zu, wir sind leicht belustigt. Tja, da bleibt nur eins.  Wir können mit den Motorrädern ja nicht viel machen und die 2 realisieren ihr Problem nicht wirklich. Wir fühlen uns ein bisschen verantwortlich, also fahre ich nach Pokka zurück und versuche Hilfe zu holen

Ein netter, dicker, englisch sprechender Finne, ist sofort hilfsbereit und ruft die finnische Vertretung von Falken (grosser Abschleppservice) an.

Während wir etwas warten müssen, erfahre ich, dass er hier eine kleine Wetterstation betreibt.

Vor 2 Wochen hat es das letzte mal geschneit in Pokka, die Polarsonne strahlt mir dabei ins Gesicht.

Pokka ist der kälteste Ort Finnlands.  2006 wurden -51 °C  gemessen. Jedoch wird es im Sommer doch auch 25 °C warm.  Dann brechen die Stechmückenschwärme über das Land herein. Kein Wunder bei den vielen Seen.  Das war mal wieder ein Beispiel, dass man durch Zufälle oft interessante Leute trifft und Erfahrungen macht.

Der Finne schafft es, dass sich ein Abschleppservice auf den Weg macht.

Ich fahre wieder zu Tom, Martin und dem besoffenen Paar, um ihnen die Nachricht zu überbringen. Sie sind überglücklich und bedanken sich vielmals. Tom und  Martin sind auch froh, denn ich glaub, die 2 wurden ganz schön nervig…

 21:45 h  kommen wir in Inari an.  Leider ist trotzdem die Sonne scheint, fast alles zu.   In einem Hotel bekommen wir noch nen Sixpack Bier, suchen uns ausserhalb der Stadt ein schönes Plätzchen an einem See, machen ein Feuer und geniessen tollen Lagerfeuer-Cowboy-abend mit Grillwürsten von Martin, Salami, Käse, Brot und Salat von uns. Sitzen in der Sonne bis nachts 02:00, dann zwingt uns die innere Uhr in den Schlafsack. Irgendwann schläft man trotz Sonne dann doch fast ein. Ein eigenartiges Gefühl. Ich schlafe perfekt, der AJUNGILAK-schlafsack war zwar teuer, hat sich jedoch voll gelohnt.

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